In dem Projekt EX UTERO geht es um historische Medizinkonzepte.

Davon haben wir uns drei herausgesucht, um sie in einem Triptychon zu präsentieren.

 

 

- der vermeintlich zu feuchte, kalte, missgebildete weibliche Körper

 

 

- die wandernde Gebärmutter

 

 

- Hysterie

 

Diese untersuchten wir bildnerisch / darstellerisch, so wie klanglich und entwickelten daraus drei verschiedene zeitgenössische 'Portraits'.

 

 

Jeweils ein Portrait wird im Raum verortet. Wie bei einer Ausstellung wird das Publikum von einem Ort zum nächsten geführt.

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So negativ diese Körperbilder auf Anhieb auch erscheinen mögen... Was erzählen sie uns, wenn wir sie ernst nehmen? Welches poetische Potenzial birgt sich in diesen Kuriositäten einer anderen Zeit?

 

Ein wesentliches Element zur Herstellung der Krankheit spielt hierbei die Kategorie 'Gender'. Die historische Auffassung des "weiblichen" Körpers als ein kranker Körper ermöglichte das Konstrukt der Ungleichheit der Geschlechter.

 

 

Iris Keller und Hanna Malhas übersetzen die medizinischen Konzepte in eine visuelle Sprache.

 

Julia Döbele erforscht dabei stimmliche Möglichkeiten.

 

 

Mit Anleihen an Wissenschaft, Bildender und Darstellender Kunst wird gespielt.

 

Es wird experimentiert, untersucht, angeordnet, beobachtet, zu Sehen gegeben oder zur Schau gestellt.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Wenn die Absurdität medizinischer Konzepte der Vergangenheit so offensichtlich ist, was erzählt es uns über die „blinden Flecken“ der Gegenwart?

 

Welche Funktion übernehmen Krankheiten? Inwiefern werden sie gesellschaftlich und kulturell konstruiert?Welche Rolle spielen strukturelle Elemente, wie z.B. Geschlechts-, Klassenzugehörigkeit, ethnische Zuschreibungen, etc.?

 

 

 

 

Erstes Portrait

„die wandernde Gebärmutter“

 

 

 

Lange Zeit wurde die Gebärmutter nicht wie ein Organ gesehen, sondern wie ein Wesen, ein autonomes Geschöpf, welches sich im Körper auf- und ab- bewegt und dabei Atemnot und Angstzustände hervorruft.

 

 

Zweites Portrait

„der zu feuchte, zu kalte Körper“

 

 

 

Zu feucht und zu kalt ist der Körper der Frau. Nichts kann in ihr gedeihen, alles ist langsam und träge.

 

Ihr Genital ist aufgrund eines Mangels an Hitze im Inneren zurückgeblieben und hat nicht die Kraft sich vollständig zu entwickeln.

 

 

Übrig bleibt ein mickriger, verkümmerter, nach innen gestülpter Penis

 

Drittes Portrait

"Hysterie"

 

Abweichende Weiblichkeit. Verweiblichte Männlichkeit.

 

Auffangbecken sämtlicher Ängste.

 

Der verzweifelte Versuch die verlorenene Ordnung wiederherzustellen.

 

Medizinische Untersuchungen der Nervenklinik Salpétrière unter der Leitung von Jean Martin Charcot in Paris.

 

 

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Mit den Mitteln der Hypnose wird die hysterische Krise wiederholt, choreographiert, perfektioniert.

 

In etlichen Bildern wird sie festgehalten und ästhetisiert. In Vorlesungen wird sie vorgeführt, öffentlich zur Schau gestellt.

 

 

Der ‘hysterische Anfall’ wurde in verschiedene Sequenzen eingeteilt und in etlichen Zeichnungen gewissenhaft illustriert.

 

Es entstand eine medizinische Bildtabelle. Hierauf zu sehen sind: die Ankündigung / die epileptische Phase / die clowneske Phase / die Phase der leidenschaftlichen Gebärden / die Phase des ausklingenden Wahns.

 

 


Fotos: Jessica Seekatz